Unsere zweite Woche im Iran ist begleitet von erheblichem Schlafmangel. Die Gründe dafür waren höchst unterschiedlich.

Ein Campingplatz der keiner war

Auf dem Weg in den Westen Irans sehen wir an der Straße ein Schild “Campingplatz”, es ist die richtige Zeit um anzuhalten, also besuchen wir den ersten offiziellen Campingplatz im Iran. Wir geniessen Dusche und Abendessen und machen es uns gerade gemütlich, da kommt der Platzwart und bittet uns zu fahren. Der Platz sei nicht für Übernachtungen gedacht, nur tagsüber ist campen erlaubt. Er läßt in keinster Weise mit sich reden, also packen wir zusammen und machen uns um halb elf abends auf die erneute Suche nach einem Stellplatz. Im Dunkeln auf Irans Bundesstraßen, mit nicht beleuchteten Mopeds, schlechtbeleuchteten Autos und LKW Kamikaze Fahrern, das ist kein Vergnügen. Hochkonzentriert fahren wir die nächsten 30 km bis zu einer Kleinstadt und stellen uns in eine Seitenstraße. An Schlaf ist erst zu denken als die Anspannung der Fahrt nachläßt und am nächsten Morgen, werden wir bereits früh durch den Verkehr wieder geweckt.

Gefährliche Tiere

Am nächsten Tage finden wir bereits früh am Nachmittag eine wunderschöne Wiese als Stellplatz. Ist zwar in der Nähe eines Dorfes, die Kinder schauen vorbei, die üblichen Selfies werden gemacht. Auch Erwachsene kommen bis zum Anbruch der Dunkelheit und wollen uns zu sich nach Hause einladen. Wir bedanken uns brav und zeigen an, daß wir sehr müde sind und schlafen wollen. Gegen 22:00 fallen wir todmüde ins Bett. Dann um Mitternacht ein Auto, Licht, Hupen gefolgt von einem Klopfen an unserer Tür und der Aufforderung “Police, Passport, please”. Wir können es kaum glauben. Über einen Herrn am Telefon erfahren wir, es sei nicht sicher hier zu stehen wegen gefährlicher Tiere und wir sollen der Polizei folgen. Also wieder alles zusammenpacken und dem Polizeiwagen, der mit Warnblinklicht vorweg fährt, hinterher auf den „sicheren“ Stellplatz des Nachbardorfes an Straße. Aus war’s mit der Nachtruhe.

Mopedrennen im Park

Dritter Tag, neues Glück. Wir wollen auf keinen Fall wieder mitten in der Nacht umziehen. Also suchen wir uns diesmal einen öffentlichen Park in einer Kleinstadt. Diesmal halten uns nicht die picknickenden Familien wach, nein, die Stadtjugend jagte mit ihren Mopeds bis weit nach Mitternacht durch die Gassen.

Unsicherer Park

Neuer Tag, neuer Versuch. Die Provinzhauptstadt von Kordestan, Sanandaj, ist unser Ziel. Der ausgewählte Park liegt ruhig, wir werden direkt von zwei Studenten ins Gespräch verwickelt und beide bestätigen uns, das die Übernachtung hier kein Problem sei. Die Polizei schaut zweimal vorbei, kontrolliert unsere Pässe und wünscht uns einen angenehmen Aufenthalt. Spät am Nachmittag fahren zwei Männer in ziviler Kleidung mit zivilem Auto vor und wollen nochmals unsere Pässe kontrollieren. Wir verlangen erstmal einen Ausweis zu sehen. Ok, einer von den beiden ist im Besitz eines Polizeiausweises. Dann wird Herr Möglich inspiziert und fehlende iranische Kennzeichen moniert. Wir erklären, daß diese schon einige Jahre im Iran nicht mehr verlangt werden, zeigen unser Carnet und unsere Versicherungsbescheinigung. Die beiden Herren halten telefonisch Rücksprache mit wem auch immer und sind zunächst zufrieden. Nach einem weiteren Telefonat werden wir aufgefordert den beiden zu einem “sicheren” Übernachtungsplatz zu folgen. Es erschließt sich uns nicht warum und wir verweigern einem Zivilfahrzeug zu folgen und verlangen ein offizielles Polizeiauto. Inzwischen ist über Telefon eine englischsprachige Dame eingebunden und wir bitten einen Schüler, direkt zu übersetzen. Die Situation erweckt immer mehr Aufmerksamkeit, alle Parkbesucher um uns herum beobachten gespannt was passiert. Irgendwann kommt die Polizei, wir sollen zum nächsten Hotel, könnten auf dem Parkplatz ohne Gebühr stehen. Also folgen wir dem Polizeiauto. Spätabends, nachdem wir von unserem Stadtausflug zurück sind, weiß im Hotel keiner mehr etwas von kostenlosem Parken. Nein, der Hotelmanager meint er könne unverschämte 1.000.000 Rial (nach offiziellem Kurs knapp 30 Euro) für einen Parkplatz ohne Service verlangen. Wir lehnen dankend ab, satteln den Herrn Möglich und finden etwas außerhalb der Stadt auf einem Truckerparkplatz Unterschlupf. Ein Schelm wer Böses bei dieser Aktion denkt.

Klingelmännchen

In Kermanshah war dann fast alles gut, wieder ein Park, es ist Sonntag Abend, wir werden zu Tee und Knabbereien eingeladen, alles sehr entspannt. Doch kaum sind wir eingeschlafen, da fangen die Nachbarskinder an Klingelmännchen bei uns zu spielen, soll heißen, sie klopfen mit aller Kraft gegen unseren Aufbau. Ich sag es Euch, da steht man senkrecht im Bett.

Was sonst noch geschah bzw. unsere Route in Kurzform:Ardabil – Masuleh – Museumsdorf bei Rudbar – „Takht-e Soleyman“ (oder der Thron des Salomon) – Kermanshah – „Taq-e Bostan“ – Ali Sadr Cave – Hamadan

Takht-e Soleyman liegt in einer wunderschönen Landschaft mit See in der Mitte. Das Wasser wird uns erzählt hat heilende Wirkung und so bade ich mit den Besuchern aus Teheran und Tabriz die Füße im Wasser. Der Name “Thron des Salomon” hat mitnichten etwas mit König Salomon zu tun, sondern ist eine uralte Kultstätte.

Lustig war die Fahrt in die Ali Sadr Tropfsteinhöhle, erinnert es doch sehr an “It’s a small world” in Disney. In kleinen Booten, angetrieben von einem Tretboot, wird man durch die Höhle chauffiert, da der größte Teil der Gänge mit Wasser gefüllt ist.