Bisher sind wir immer auf der Durchreise in Namibias Süden gewesen, sei es auf dem nach Südafrika oder Botswana oder auf dem Rückweg von Südafrika. Dieses Mal nehmen wir uns vom 15.12.2020 bis 09.01.2021 fast vier Wochen Zeit. Auf uns bekannten und unbekannten Wegen geht es erst in den Südosten, in die Kalahari, weiter zum Fish River Canyon, über die kleinen Kararasberge in die Namib und durch den Namib Naukuft Park nach Swakopmund. Mehr Fotos gibt es Album „Namibia VIII“ auf Flickr.

Route durch Namibias Süden

Kalahari

Bei unserer ersten Campsite in der Kalahari war ein zahmes Oryx, wir nannten es Knut, besonders aufdringlich. Es hatte besonderes Interesse an unseren Handtüchern. Nur gut das die Hörner mit Schläuchen abgedeckt sind und es uns nicht verletzen konnte. Nachdem die Mitarbeiter es mehrmals verjagt haben, überließen sie uns irgendwann die Peitsche, ein Anheben reichte und Knut zog von dannen. Da war das Kudu Erika wesentlich angenehmer, es streifte nur zwischen den Stühlen herum.

Auf den Kalahari Dünen konnten wir unsere neueste Errungenschaft, ein Schicki-Micki Potje in farblich passender Umgebung ausprobieren. In Windhoek waren vor Weihnachten alle normalen gußeisernen Potjes ausverkauft.

Am nächsten Tag wollten wir zur Kalahari Game Lodge, campen im Auob und mit dem Landy durch die Dünen fahren, das ist dort nämlich erlaubt.

ABER: Die Tore sind zu und am Telefon nimmt keiner ab.

Na gut, dann versuchen wir doch wenigstens unseren Fleischvorrat aufzufüllen und fahren zum dem Padstall (Farmshop) an dem wir 2019 eingekauft haben.

ABER: geschlossen

Also probieren wir im Shop vom Kalahari Farmhouse, dort gibt es sogar ein Café und wir freuen uns schon auf einen Cappuccino.

ABER: zu, campen könnten wir, der Platz sieht jedoch nicht so einladend aus.

Wir fahren weiter zum Terra Rouge und verbringen eine ruhige Nacht im Auob Tal mit Blick auf die Dünen.

Seit die Grenze zu Südafrika bei Mata-Mata geschlossen ist, ist das Auob Tal quasi eine Sackgasse und es kommen quasi keine Touristen mehr vorbei, da man im Moment nicht in den Kgalagadi Nationalpark kann.

Die Kalahari Landschaft entlang des Auob und weiter bis in die großen Karasberge ist geprägt von roten Sand und kleinen Dünen. Nicht ganz so spektakulär wie die Namib, aber mit einem ganz eigenen Reiz.

Große Karasberge

Hier kommt selten jemand vorbei, in Ermangelung von Campingplätzen wollten wir hier mal wieder wild campen. Leider zog ein Gewitter auf, auch wenn es auf den Fotos nicht so aussieht, und wir zogen es vor weiter bis Karasburg zu fahren und dort zu übernachten. Die einzige Campingmöglichkeit im Ort, war in eine Quarantäne Station umgewandelt worden, dort konnten wir nicht bleiben, also blieb nur die Übernachtung in einem B&B.

Fish River Canyon

Der Fish River Canyon gilt nach dem Grand Canyon der zweit größte Canyon der Erde. Er ist immerhin 160 km lang und 550 m tief und er zählt zu den Highlights im Süden Namibias. Wir waren zuletzt 2008 hier und beschlossen einen kleinen Abstecher zu machen. Bei Ankunft hingen die Wolken vom Regen am Vortag noch immer tief und es zogen Gewitterwolken auf.

Am nächsten Morgen hat sich die Schlechtwetterfront komplett verzogen. Ein paar Wölkchen wären doch ganz schön gewesen.

Unterwegs nach und von Keetmanshoop 

Auf der D608 fahren wir entlang der kleinen Karasberge. Am Anfang ist die Strecke eher langweilig. Später dann ein auf und ab und immer wieder kleine Wasserdurchfahrten. Das machte die Strecke interessant. Und dann wurde es  spannend, der Areb Fluß hatte Wasser und auf der gegenüberliegenden Seite Matsch. Also erstmal Luft aus den Reifen und durch, kein Problem für unseren „Dicken“. Kurze Zeit später zwingt uns der Löwenfluß zum Abwarten, zu stark ist die Strömung. Wir fragen beim Farmer nach, wie lange es wohl dauert bis das Wasser wieder sinkt: „Vielleicht 2-3 Stunden, vielleicht auch nur 1 Stunde.“  Da denke ich: eventuell übernachten wir dann hier. Also erstmal entspannen und des Wasserpegel beobachten.

Erster Check nach einer Stunde: das Wasser steigt. 

15:00 das Wasser steigt weiter

15:15 Ein Mitarbeiter „Road Authority Namibia“ kontrolliert die Strecke. Auch er kommt zum dem Schluss, der Fluss ist nicht passierbar: „This one will flip your car“

Also geht es zurück und über D607 und B1 nach Keetmanshoop. Schlappe 160 km Umweg.

Am nächsten Morgen wollten wir eine Schleife über das Schwarzrandplateau fahren, aber auch daraus wurde nichts. Der Fish River war abgegangen und die Straße gesperrt. Die Alternativroute wurde von einem verschlossenen Tor inclusive Umzäunung versperrt. Während wir versuchten um die Umzäunung einen Weg zu finden, kamen uns zwei Jungs auf einem Eselkarren entgegen. „No way, you have to go back to Keetmanshoop“. Also zurück und weiter auf der Teerstraße. In der Regenzeit muß man schon flexibel sein.

Und warum der ganze Aufwand? Die Köcherbäume wollten wir wieder einmal sehen. Im Garas Park kann man quasi direkt im Köcherbaumwald übernachten. Den darf man sich nicht wie einen Wald in Europa vorstellen, es ist eher eine große Ansammlung von Köcherbäumen.

Richtung Westen über die Kyk-in-Die-Pot Road

Abseits der Teerstraße und mit diesem Namen, die Straße interessiert uns. Der Name wurde vergeben, weil man früher von der Straße in die Küche eines Farmhauses schauen konnte. Das Haus existiert nicht mehr, aber die Strecke ist immer noch wunderschön.

Tirasberge und NamibRand

Bei Frau Koch auf der Farm Tiras ist alles noch beim Alten. Keine Erweiterungen, keine Neubauten, es gibt wie vor 10 Jahren nur zwei Campingplätze und Frau Koch ist ein unendlicher Quell der Weisheit was Pflanzen, Tiere und Natur in Namibia betrifft. Die Farm lässt sich entweder mit dem eigenen Fahrzeug erfahren oder auch erwandern.

Weiter geht es über die D707, die angeblich schönste Straße Namibias, entlang der Namib. Wir finden es eine der schönsten Strecken, da Schönheit auch hier im Auge des Betrachters liegt. Einen ersten Zwischenstop machen wir auf Namtib, einem privaten Biosphärenreservat.  Wir genießen hier ein weiteres Mal einen dieser magischen Sonnenuntergänge und Norbert ist auf Du und Du mit den Pferden die hier frei über die Farm laufen.

Ein Highlight für uns sind die Tage im NamibRand Nature Reserve. Dieses geht ebenso wie Namtib auf privates Engagement zurück. Albi Brückner begann 1984 mit dem Aufkauf von Schafffarmen in den Ausläufern der Namib-Wüste. Er hatte die Vision, das Land wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückzusetzen, die Vision eines privaten Naturschutzgebietes. Im Reservat ist nur ein Gast auf 1.000 Hektar Fläche erlaubt, auf den 215.000 Hektar Gesamtfläche existieren nur 3 Campingstellplätze und hochpreisige Lodges. Normalerweise sind die Campingmöglichkeiten ein Jahr im Voraus ausgebucht. Wir haben einen Tag vor Ankunft angerufen und haben einen Platz bekommen. Während des Lockdowns haben die Angestellten begonnen Gemüse und Kräuter anzubauen, gut für uns, wir bekommen erntefrische Tomaten.

Auf eigen Faust können wir einen 4×4 Trail befahren und sichten einige Oryx, Springböcke und Giraffen. Am Abend regnet es in der Namib, ein eher seltenes Ereignis in der ältesten Wüste der Erde. Mit 54 mm ist das mehr als ein ordentlicher Schauer, hat es im Schnitt der letzten Jahre für ein Jahr nur um die 70 mm geregnet.

Übrigens Internet gibt es hier „Null“, in NamibRand ist digital Detox angesagt. Wir blieben drei Tage. So schnell wie sich die Nachrichtenlage aktuell ändert fast eine Ewigkeit.

Sossusvlei und Deadvlei

Die Dünen und die abgestorbenen Kameldornbäume im Deadvlei zählen, neben Fish River Canyon und dem Etosha Nationalpark, zu den Hauptattraktionen Namibias. Die Dünen sind bis 380 Meter hoch und eine Besteigung von Big Daddy oder Big Mama ist quasi ein Muss. Auch hier regnet es selten, jedoch zwei Tage bevor wir ankommen fließt der Fluss Tsauchab. Leider ist nur eine Pfütze übrig, als wir ins Sossusvlei fahren.

Die Zäune des Südens

Vielleicht fragt sich der eine oder andere, warum wir bisher immer nur auf der Durchreise im Süden Namibias waren. Nun das liegt an den riesigen Farmen, die alle eingezäunt sind. Die Zäune haben uns immer etwas abgeschreckt und uns nicht verweilen lassen. Die grandiose Landschaft  des Südens lässt uns darüber hinwegsehen.

Mirabib

Erinnerungen werden wach. Hier wurden wir mit unserer Art zu reisen infiziert. 2008 verbrachten wir unsere vierte Nacht in Namibia in Mirabib, einem einsamen Fels in der Namib Wüste. Die Einsamkeit hat uns schwer beeindruckt und dazu beigetragen, daß wir 2009 unseren Landy kauften. Damals waren wir ganz alleine, das war uns dieses Mal nicht vergönnt. Aber da die Plätze rund um den Fels verstreut liegen, sieht man von den Nachbarn nichts.