Nach der langen Grenzprozedur zwischen Russland und Mongolei blieben uns leider nur zwei Tage für das mongolische Altai. Unweit der Grenze verließen wir die Hauptstraße und machten uns auf in die Berge. Vorbei an Tsengel immer weiter Richtung chinesische Grenze. Wie weit wir in diese Richtung fahren durften wußten wir nicht ganz genau, benötigt man doch auch hier für das Betreten der chinesische Grenzregion eine besondere Erlaubnis. Dies war uns aus den vorherigen Ländern bereits bekannt. Unser Ziel für diesen kurzen Ausflug war der Khar Nuur, ein See im Altai und nach unseren Karten lag der See vor der Grenzzone. Doch bevor wir den See erreichten, kamen wir auf eine Bilderbuchhochebene. Die Mongolei wie man sie sich vorstellt, Jurten, Yaks, Kühe, Schafe, Ziegen verteilt auf der ganzen Ebene, ein Grün wie es satter nicht sein kann und ein Fluß mitten durch die Graslandschaft. Hier bleiben wir, bevor wir uns auf den Weg nach Olgii begeben.
Visumverlängerung mit Extrazahlung
Es gibt nur zwei Orte in der Mongolei, in denen eine Visumverlängerung beantragt werden kann. Olgii oder Ulan Bator. Damit wir die Zeit in der Mongolei möglichst frei einteilen können, wollen wir das Visum in Olgii verlängern. Gleich nach dem Frühstück suchen wir das Immigrationsbüro auf. Es ist wenig los, der Amtsleiter ist sehr hilfsbereit, gibt uns die auszufüllenden Formulare, einen Beispielsbrief mit der Begründung der Visumverlängerung in Olgii und eine Beispielroute. Das dies Originaldokumente mit sensiblen Informationen (Name, Passnummer, Wohnort, monatliches Einkommen) stört ihn nicht. Nachdem wir alles zu seiner Zufriedenheit ausgefüllt haben, werden die Dokumente einschließlich unserer Pässe kopiert. Und dann fällt ihm auf, daß wir weitere 30 Tage Visum beantragt haben. Da schüttelt er den Kopf, daß muß er mit dem Büro in Ulan Bator klären. Er ruft an. Die Antwort lautet: NEIN, maximal 15 Tage Verlängerung, mehr geht nicht. Wir diskutieren kurz und geben ihm zu verstehen, daß wir dann nach Ulan Bator fahren, da Freunde in Ulan Bator 30 Tage Verlängerung bekommen haben. Er fragt nach dem Namen unserer Freunde, wir gehen in sein Büro an seinen Rechner. Im Online System der Behörde wird nach dem Namen gesucht und tatsächlich hat derjenige eine Verlängerung von 30 Tagen erhalten. Wieder ist Datenschutz nicht seine Stärke, ich kann mit ihm alle Daten einsehen. Nun rauft er sich die Haare, denkt nach und sagt 30 Tage Verlängerung kosten 70 US$ pro Person. Wir nehmen das Angebot an, er geht mit uns zur Bank, kümmert sich um die Einzahlung und eine Stunde später können wir unsere Pässe abholen. Wir haben etwas 20-25$ mehr gezahlt, als der offizielle Preis.
Einkauf mit Hürden
Am Donnerstag Abend treffen wir in Olgii ein und decken uns mit mongolischem Bargeld ein und prüfen das Warenangebot in den Supermärkten und wir trauen unseren Augen kaum. Es gibt jede Menge deutscher Waren, aber der absolute Knaller ist das Angebot von Odenwald Konserven (Apfelmus, Birnenmus, Kirschen und mehr) aus der Nähe unseres Wohnortes. Den Einkauf verschieben wir auf Samstag, aber wir wissen schon was ganz gewiß in unser Körbchen kommt. Am Samstag morgen fahren wir zuerst zum Markt um uns mit frischem Obst und Gemüse einzudecken. Merkwürdig es ist fast gar nichts los auf dem Markt, die meisten Stände geschlossen, das Angebot recht überschaubar. Also hoffen wir auf den bereits bekannten Supermarkt. Doch da ist alles dunkel und die Kassiererinnen achten darauf, daß niemand durch die bereits geöffnete Tür den Laden betritt. Stromausfall sorgt dafür, daß keine Kunden bedient werden. Unser Glück ist, daß der Gemüseladen in bar abrechnet und wir können uns zumindest mit frischem Obst und Gemüse eindecken. Später erfahren wir, daß ein neues Mehrfamilienhaus an den Strom angeschlossen wurde und der Strom in der ganzen Stadt abgestellt wurde. Nicht nur die Supermarktkassen und Kühltheken waren betroffen, Tanken war an den meisten Tankstellen nicht möglich, Bankautomaten funktionierten nicht und einiges mehr.
Später in Ulangoom treffen wir zum ersten Mal auf die etwas andere Versorgungslage in der Mongolei. Wir waren vorgewarnt, außer Kartoffeln, Weißkohl und Möhren, manchmal ein paar Äpfel gibt es keine frische Ware. Das wir in einem Aimag Zentrum (Aimag heißen in der Mongolei die Provinzen und Zentren sind die Hauptstädte) jedoch insgesamt drei Supermärkte abklappern müssen um halbwegs brauchbare Ware zu finden, hätten wir nicht gedacht. Ok, es gab auch ein paar Tomaten und Gurken hier
Die Seen des Nordwestens
Die Mongolei kann im wesentlichen auf drei Hauptrouten von West nach Ost durchquert werden, der Nord-, Mittel- und Südroute. Die Nordroute gilt dabei als die schwierigste Strecke, da hier oft mit Regenfällen und unpassierbaren Flüssen zu rechnen ist. Gerade im Juli und August, den regenreichsten Monaten in der Mongolei, ist mit schwierigen Straßenverhältnissen zu rechnen. Das macht uns neugierig und wir starten auf dem Khotgor Trail Richtung Nordroute.
Beim Achit Nuur stoßen wir auf eine Landschaft aus roten Sandsteinfelsen, die uns zum Bleiben einlädt und weit genug vom See entfernt ist, an dem es um diese Jahreszeit von Mücken nur so wimmelt. Die Uferpassage ist weitgehend trocken und die Straße weit entfernt von zu schlagenden Schlammschlachten. Auf der Weiterfahrt treffen wir ein holländisches Paar, die bereits im letzten Jahr in der Mongolei waren und die beiden berichten von der Unpassierbarkeit der Strecke im Vorjahr. Wir können uns das kaum vorstellen.
Beim Üreg Nuur treffen wir auf die Nordroute. Der Vorteil des Sees, er ist mückenfrei. Norbert gönnt sich gerne ein Bad. Vorbei am Uws Nuur, dem größten See der Mongolei, zum geht es über die Berge zur mittleren Route und zum Khyargas Nuur. Jeder See hat strahlt seine eigene Schönheit aus, Salzseen und Süßwassersee wechseln sich ab, die umgebenden Landschaften sind spektakulär. Der Nordwesten ist eine Empfehlung abseits der bekannten Reiserouten in der Zentralmongolei und der Gobi im Süden.
Ovoos, heilige Orte
Eine echter Hingucker in der Mongolei sind die Ovoos, eine Ansammlung aus Steinen, Holz und Opfergaben. Meist befinden sich diese auf Anhöhen oder Bergen. Der Reisende hält hier an und umrundet den Ovoo dreimal im Uhrzeigersinn. Bei jeder Umrundung hebt er einen Stein auf und legt ihn zu dem Haufen hinzu. Eine Opfergabe wird ebenso hinzugelegt. Diese kann etwas Geld, Bonbons, andere Süßigkeiten, abgenagte Knochen, manchmal auch leere Flaschen (vielleicht verwechseln manche den Ovoo mit einem Abfallhaufen ;-)) bestehen. Oft sind blaue Tücher, die Khadags oder Gebetstücher an den Ovoo gebunden. Die blaue Farbe symbolisiert den Himmel.
Landschafts- und Tiereindrücke von unterwegs