Wir brauchen, mal wieder eine Besichtigungspause und ziehen uns für einige Tage in die Wüste zurück. Auf dem Weg dorthin stolpern wir über Meyband. Nie zuvor gehört und doch wartet die Stadt mit einer Besonderheit auf, nämlich einem Taubenturm. Taubenturm? Ja, sowas hat man früher gebaut um die Taubenexkremente zu sammeln und als Dünger auf die Felder auszubringen. In einem Taubenturm werden den Tauben Nisthöhlen angeboten. Der in Meyband hat derer 4000. Daneben ist Meyband auch noch eine der ältesten Städte in Iran und besitzt das älteste Gebäude der Provinz Yazd, die Burg Nasir. Außerdem finden wir eine Karawanserei, einen altertümlichen Eiskeller und ein Postmuseum. Schon erstaunlich, daß der Stadt im Reiseführer gerademal eine Viertel Seite gewidmet wird.
Sanddünen sind in der Kavir eher eine Seltenheit, doch in Fahrazad werden wir mal wieder fündig. Zwei Nächte bei fast Neumond, wunderbarem Sternenhimmel und abends ein Lagerfeuer. Der richtige Ort um die eingeschmuggelten Frankfurter Würstchen, ein Geschenk von lieben Kollegen, zu geniessen.
In Bayazah leben normalerweise um die 300 Menschen und die wenigstens sprechen Englisch. Während Muharram (dazu in einer separaten Reisnotiz mehr) ändert sich das Bild, da Familien aus dem ganzen Iran zurück in ihr Heimatdorf kommen. Und so treffen wir hier Mohamed aus Isfahan, seinen Bruder Hesam, seinen Onkel Mohssen und Javad aus Teheran. Wir trinken Tee im traditionellen Haus von Mohameds 90-jährigem Onkel, besichtigen die unterirdischen Wasserkanäle (Qanate), der Schlüssel zur Zitadelle (ca. 2500 Jahre alt) wird besorgt und wir bekommen eine individuelle Führung.
Dann wird der Plan geschmiedet zum Teetrinken und Wasserpfeife (Nargil auf Farsi) zu rauchen. Also mit sechs Personen ab in einen Peugeot 206, drei vorne, drei hinten und los zum Utensilien einsammeln. Erst zu Javad das Geschirr holen, natürlich mit Hausführung, also alle raus aus dem Auto, palavern mit Schwester und Mutter, dann zu Mohamed die Wasserpfeife einsammeln, Wasser beim Supermarkt einkaufen und anschließend die Wüste, Feuermaterial sammeln, Tee kochen, Wasserpfeife vorbereiten, rauchen und tanzen in der Wüste. Dann als es bereits dunkel war, wurde eiligst zusammengepackt, da wir zum kostenlosen Abendessen müssen und die Jungs müssen sich noch umziehen. Aber so einfach ist es nicht, den Weg im Dunkeln zu finden. Mehrmals verfahren wir uns, es gibt Vorschläge, zu Fuß einen anderen Wagen zu holen und von der Teerstraße den Eingang zu suchen, aber mit Hilfe der modernen Taschenlampe eines Mobiltelefons entkommen wir der Wüste.
Nach einer ruhigen Nacht und einem leckeren Frühstück bei der Familie Mohameds kommt Javad vorbei und ein neuer Plan wird gemacht. Also alle sechs diesmal in Javads Renault Megane, in dem etwas mehr Platz ist, aber ich fühle mich schon zurück versetzt in die Zeit meines Abiturs als wir in Ermangelung von genügend Fahrzeugen, mit bis zu 10 Personen in einem Auto fuhren. Erstmal auf der Teerstraße eine Testfahrt, mit Vollgas aus dem Ort, so schnell, das selbst die Iraner sich hinten anschnallen. Danach geht es weiter wie am Vortag, da beschlossen wird uns einen Canyon in der Wüste zu zeigen. Javad brettert mit seinem Megane über Wüstenpisten, quert ausgetrocknete Flusstäler, quält sein Auto steile Böschungen hoch und das alles in einem Tempo, dass der Rallye Dakar alle Ehre macht. Javad sollte sich vielleicht mal bewerben. Und so ganz nebenbei erfahren wir, daß Javad ein Reisender ist, 2014 ist er in 45 Tagen durch halb Europa gereist. Auch in Deutschland verbrachte er 6 Tage und fuhr von Ost nach West. Es hat ihn besonders beeindruckt, wie diszipliniert wir Deutsche sind, benutzen wir doch Fahrspuren auf Straßen wie angezeichnet.
Auf dem weiteren Weg nach Shiraz passieren wir Karanaq und den Feuertempel der Zarathustrier Chak-Chak oder Tschak-Tschak. Chak-Chak heißt der Tempel wegen der Wassertropfen, die von der Decke in eine Schüssel fallen und dieses Geräusch machen.