Nach mehr als acht Monaten im Land und über 20.000 gefahrenen Kilometern, sagen wir „und Tschüss Namibia“. Unsere Abschlusstour führt uns ins Damaraland durch die Trockenflüsse Omaruru, Huab und Hoanib über die Khowarib Schlucht und den Otjitheka 4×4 Trail in den Etosha Nationalpark und zu guter letzt in das Erongogebirge und nach Swakopmund. Für die Bildergucker, gibt es ein paar mehr Fotos wie immer auf Flickr-Namibia IX.

Geschichten am Wegesrand

Safari Camp abseits des Huab

Auf unserer Karte ist das Camp nur ein kurzer Umweg und wir dachten, vielleicht servieren die Betreiber und ein kühles Getränk. Das Camp, wird von einem Angestellten bewacht, sonst ist niemand zu sehen. „Sieht nicht gut aus für uns“. „Wow“ entfährt es uns nach der Begrüßung „ist das ein Campingplatz?“ „Ja, hier kann man campen“ ist die prompte Antwort. „Also können wir hier bleiben?“ „Nein, die Gäste kommen normalerweise mit dem Flugzeug und haben vorher in Windhoek gebucht. Also wenn Ihr nach Windhoek fahrt könnt Ihr mit dem Flugzeug wiederkommen. Der Manager ist auch gerade dort.“

Wir lehnen dankend ab, eine Flugsafari wollen wir uns nicht leisten, ergreifen aber die Chance unsere Wasservorräte aufzufüllen.

Schlaflos am Otjitheka Trail

Schlaflos mag übertrieben sein, aber mit soviel Begegnungen haben wir in dieser einsamen Gegend nicht gerechnet.

Erst räumt eine Giraffe gönnerhaft ihren Schattenplatz, den wir gerne als Buschcamp übernehmen.

Während unser Potje mit Gamegulasch und viel Gemüse so vor sich hin köchelt, kommt tatsächlich ein Auto vorbei. Ein Ranger, Boas vom Save the Rhino Trust, steigt aus und wir unterhalten uns angeregt über Tierschutz, Entwicklungshilfe und, da er halb Herero, halb Damara ist, über den Genozid an den Herero. Zusammenfasst meint er, das alles ist so lange her, man sollte die Sache begraben, und wer wüsste schon, was die Herero den Deutschen damals angetan haben.

Wir sind gerade eingeschlafen, hält wieder ein Auto. „Police. Are you ok?“ Nachdem wir bejahen, fahren die Polizisten auch schon weiter. Das erinnert uns etwas an unsere Iran Erlebnisse „Schlaflos im Iran“.

Covid-19 Bekämpfung ganz einfach

Durch ganz Namibia und Botswana zieht sich ein Veterinär Zaun, der nur an bestimmten Stellen in Nord/Süd oder umgedreht passiert werden kann. Da im Norden Maul- und Klauenseuche verbreitet ist, darf kein rotes Fleisch nach Süden gebracht werden und eine Desinfektionsschleuse existiert an dem oder anderen Vet-Gate auch. Der Posten am Otjitheka Trail hat meist wenig zu tun und so freut sich Pinar, der Kontrolleur, über einen kurzes Schwätzchen. Unter anderem auch über das Corona Virus, wo er seine eigene Meinung zur Vermeidung von Covid-19 hat:
„Das ist doch ganz einfach. Bis die Pandemie vorbei ist, sollte Alkohol verboten werden. Dann werden die Leute nicht enthemmt, halten Abstand und stecken sich nicht an. Ein weiterer Vorteil, es spart jede Menge Geld, dass für nützliche Dinge ausgegeben werden kann.“

Fundsache bei Gai-as

Wir halten an einer Quelle und einem verlassenen Wohnhaus der Damara. Natürlich spazieren wir in das Gebäude und finden etwas, wonach wir nicht gesucht haben. Einen Geocache im Nirgendwo. Wer sich selbst auf die Suche begeben möchte, die Koordinaten sind -20.76726, 14.02089.

Swakopmund

Mittlerweile ist Swakopmund so etwas wie unsere Home-Base. Wir kennen zwar noch nicht ganz jede Ecke, aber wir wissen zu welchem Mechaniker wir gehen, wo es das beste Obst und Gemüse oder frischen Fisch gibt und in einem Restaurant zu essen ist ab und an auch schön. Ein Gefühl von zu Hause kommt auf, wenn man auf dem Camping mit Namen begrüßt wird und in der Stadt Freunde und Bekannte ohne Verabredung trifft. In Zeiten von Corona treffen wir die ein oder anderen Reisenden zweimal.

Die kleine Pizza-Auswahl, wenn Frau sich nicht entscheiden kann.

Die Angler fangen immer zu viel Fisch und geben gerne etwas ab.

„Alles meins“

Swakopmunder Fischcurry

Männerkochen, war lecker.

Tierische Begegnungen

Wüstenelefanten

In dem Trockenflüssen des Damaralandes gibt es fast eine Garantie Wüstenelefanten zu sehen und mit etwas Glück trifft man auch auf Wüstenlöwen. Wir haben die ersten fast übersehen, waren wir doch gerade dabei zu diskutieren wie wir weiter fahren und plötzlich steht er neben uns, als wir von unserem Übernachtungsplatz in den Huab einbiegen.

Die Begegnung mit Wüstenelefanten an sich ist schon etwas Besonderes, aber auf der Erde liegende, schlafende Elefanten zu sehen ist einzigartig. So entspannt und gechillt, dass Norbert vermutet: „Die haben gestern zu viel Party gemacht.“

Auch im Hoanib treffen wir auf zwei Elefanten. Von den Wüstenlöwen finden wir, wie übrigens im letzten Jahr, nur die Spuren.

Dune Five

“The Dune Five” ist eine Gruppe interessanter Tiere, die in der Namib Wüste leben, neben den Bekannten Big Five. Beginnen wir mit dem Palmato Gecko, ein winziger kleiner Kerl mit Schwimmhäuten, die sein Gewicht gleichmäßig über den Sand verteilen und ihm Traktion verleihen. Seine Haut ist so durchscheinend, dass man seine Blutgefäße sehen kann.

Die Nummer 2 der „Dune Five“ ist eine tanzende Eidechse mit Namen Schaufelnasen-Eidechse. Schaut Euch die Schnauze an, mit dieser taucht die Eidechse in den Sand und sie „schwimmt“ tief in den Sand hinein. Auf dem Boden hebt die Eidechse abwechselnd ihre Füße aus dem sengenden Sand um sich abzukühlen. Das sieht wie ein Tanz aus.

Zwergpuffotter, die dritte in der Runde der „Dune 5“ heißt auch Sidewinder-Snake wegen ihrer seitwärts Bewegung die Dünen hinauf. Sie hat die Augen auf dem Kopf und oft schaut nur ein Auge aus dem Sand. Eine niedliche Schlange, sie wird maximal 30 cm lang und für Menschen ist ihr Biss ungefährlich, eine Schaufelnaseneidechse überlebt eine Attacke nicht.

Das Namaqua Chamäleon (Nummer 4 der Dune 5) ist eines der schnellsten Chamäleone der Welt. Seine klebrige Zunge ist so lang wie Körper und Schwanz zusammen. Es ändert seine Farbe um seine Temperatur zu regulieren, am kühlen Morgen ist es fast schwarz um Wärme zu absorbieren und wird in der Hitze weiß um die Sonnenstrahlen zu reflektieren. Es kann die Färbung sogar entlang seiner Wirbelsäule aufteilen. Unser Exemplar war ein Model Par excellence.

Kein Foto von uns von der letzten der Dune 5, da wir die Wohnröhre der Dancing White Lady Spinne nicht zerstören wollten. Es dauert Stunden diese wieder zu bauen. Die Wohnröhre ist 30-40 cm lang und innen mit Seide ausgekleidet und mit einer Tür oben verschlossen. Nur nachts kommt die Spinne heraus um Insekten zu jagen. Die White Lady hat eine einzigartige Fluchtmethode entwickelt, sie beschleunigt und dreht sich auf die Seite und rollt mit 44 Umdrehungen pro Sekunde so schnell nach unten, dass sie eine Unschärfe bildet. Sie ist dadurch schneller als jeder ihrer Räuber.

Blühende Wüste

Die Regenzeit in diesem Jahr lässt selbst die Wüste erblühen. Mit Pflanzen im Allgemeinen kennen wir uns so ganz und gar nicht aus, aber zwei ganz besondere Pflanzen möchten wir vorstellen.

Welwitschia Mirabalis

„Wahre Schönheit kommt von innen.“ muss sich die Natur gedacht haben, als sie die Welwitschia erschuf. Mit ihrem kurzen, rübenförmigen Stamm und den zerzausten Blättern sieht sie eher aus wie ein vertrockneter Strauch. Dabei sind die Welwitschia wahre Überlebenskünstler, manche werden über 1000 Jahre alt. Welwitschien sind eine der Attraktionen Namibias – kein Wunder, denn sie sind endemisch in der Wüste Namib. Die Welwitschia Pflanzen haben ein Geschlecht, es gibt weibliche und männliche Pflanzen. An den weiblichen Pflanzen erkennt man, dass die Pflanze mit den europäischen Tannen verwandt ist, sie trägt Zapfen. Forscher vermuten, dass es die merkwürdig aussehenden Pflanzen schon seit 65 Millionen Jahren gibt und sie sich seitdem kaum verändert haben. Sie sind quasi lebende Fossilien aus der Kreidezeit.

Wilde Melone

Eine Melone in der Wüste, das erwartet man eher nicht. Es ist eine Vorfahrin unserer Wassermelone, sie heißt Tsamma Melone und wächst in der Namib und der Kalahari. Die Kerne werden von den San geröstet und gegessen oder zu Öl verarbeitet. Das reichhaltige Öl wir traditionell verwendet um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und sie vor der harten afrikanischen Sonne zu schützen.

Unbekannte Blumen

Die nachfolgenden Blumen kennen wir leider nicht mit Namen, aber uns haben die blühenden Pflanzen in der Wüste sehr begeistert.

Landschaftseindrücke von unterwegs

Das Omaruru Flussbett ist im Vergleich zu den bisher von uns gefahrenen Trockenflüssen, nicht ganz so spektakulär. Aber Interessantes gibt es auch hier zu entdecken, wie die alte Seilbahn über das Flussbett. 

Wir begeben uns vorbei am Brandberg Richtung Messumkrater, wo wir unsere zweite Nacht, mit spektakulärem Blick Richtung Brandberg auf der einen Seite und in eine weiße Dünenlandschaft auf der anderen Seite, verbringen.

Von hier fahren wir auf den Desolation Valley 4×4-Trail, der am Rhino Ugab Camp beginnt. Die Fahrt geht zunächst durch den Ugab entlang einer Schlucht bis auf eine Hochebene. 

Und schließlich erreichen wir den Huab in dessen Flussbett wir entlang fahren, aber es auch immer wieder zu Aussichtspunkten außerhalb verlassen.

Der Blick auf das Desolation Valley ist sicherlich der eindrucksvollste. Leider ist uns das Wetter nicht wohl gesonnen, es regnet. Da sollten wir bei Sonnenschein nochmal wiederkommen. Und nur falls jemand denken sollte, die Fotos wären zu stark bearbeitet, nein das sind sie nicht, das Grün ist wirklich so grün.

Der Upper Huab wartet mit ein paar Wasserdurchfahrten auf und einem dieser afrikanischen Sonnenuntergänge.

Vor Jahren hat uns die Managerin der gleichnamigen Lodge vor der Fahrt in die Khowarib Schlucht mit den Worten „You will break your car“ abgeraten. Natürlich sind wir trotzdem gefahren und keines der beiden Autos erlitt Blessuren. Dieses Mal fahren wir nur eine Teil der Schlucht, biegen dann ab in die Klein-Serengeti und über den Otjitheka Trail zurück zur Pad. Auch der Hoanib floss vor kurzem und so schlagen wir zu Beginn immer wieder Haken außerhalb des Flussbetts. Irgendwann wir es uns zu mühsam und wir folgen dem noch nicht ganz trockenen Lauf des Huab. 

Ein paar Souveniershops gibt es sogar in dieser entlegenen Ecke und die unterstützen wir gerne.

Einer unserer Lieblingsausblicke ins Damaraland ist immer noch der von der Grootberg Lodge. Am besten aus dem Pool. Man muss nicht übernachten um in den Genuss des Blickes zu kommen, auf Nachfrage durften wir bisher immer zu einem Drink oder Mittagessen nach oben fahren.

Der Etosha begrüßte uns in Grün, so grün, dass es unwirklich wirkte. 

 

Und Tschüss

Namibia will uns nicht wirklich gehen lassen beziehungsweise macht uns den Abschied schwer. Auf dem Weg zur Grenze nach Botswana kommt es zur Kollision mit einem Greifvogel. Der Vogel und unsere Windschutzscheibe haben nicht überlebt. Das passierte 50 km vor der Grenzstation. Nach kurzer Überlegung, entscheiden wir nach Windhoek zurückzufahren, da dort die Chancen auf einen Ersatz größer sind und hoffen, dass der Tausch vor Ablauf unseres Covid-19 Tests von statten geht. Bereits unterwegs bekommen wir von LR Parts die positive Nachricht, eine Scheibe ist auf Lager. Nachdem wir diese abgeholt haben, baut PG Glass diese in Null-Komma-Nix ein. Nach einer Stunde in Windhoek sind wir wieder unterwegs.

Bis zur Grenze schaffen wir es nicht mehr und legen einen Übernachtungsstop bei Gobabis ein. Ein gepflegter Platz, jeder mit eigenem Bad vom Feinsten. Die Überraschung kommt allerdings am nächsten Morgen. Kaum sind wir aufgestanden, wird uns Kaffee serviert. Das ist doch mal ein Service. Sollen wir wirklich gehen? Wäre unser Test einen Tag länger gültig, wir hätten verlängert, wir müssen bis 15:00 in Botswana einreisen.

So machen wir uns mit einem weinenden Auge auf den Weg. Namibia wir kommen sehr gerne wieder und freuen uns schon jetzt darauf. Das lachende Auge ist der Freude geschuldet, dass wir unsere Afrikadurchquerung fortsetzen können. Nicht ganz wie geplant, Angolas Landgrenzen sind bis mindestens Ende März geschlossen und wir können dort nicht einreisen. Deswegen statten wir Botswana nochmals einen Besuch ab. Wie weit wir kommen, welche Länder wir bereisen können, das werden die nächsten Monate zeigen.

Gefahrene Strecken in Namibia