Pamir, das klingt nach Ferne, nach Superlativen, die zweithöchste befestigte Straße der Welt. Pamir das klingt nach Offroad Abenteuer und vielen hohen Pässen. Im Vorfeld die bange Frage: kommen wir mit der Höhe klar, immerhin liegt ein Großteil des Pamir auf 3.000 bis 4.400 Meter und der höchste Pass ist 4.655 Meter hoch, und wie hält sich unser Herr Möglich in diesen Höhen. Dies vorab, sowohl Mensch als auch Maschine haben sich hervorragend geschlagen.
Eine weitere Unwägbarkeit, war unsere Reisezeit. Im Frühjahr muß im Pamir immer wieder mit Straßensperrungen wegen Schneelawinen und Erdrutschen gerechnet werden. Bei unseren ersten Fragen in der Touristeninformation in Khojand, war z.B. die Straße entlang des Wakhan Korridors gesperrt. Im Frühjahr sind auch nicht alle Nebenstraßen und Päße geöffnet. So mußten wir leider die Durchfahrung des Bartangtales von unserer Liste streichen und die Fahrt über den Zorkul See nach Murghab. Der Sommer ist leider zu kurz um immer zur richtigen Zeit in den Ländern Zentralasiens zu sein.
Die Anreise zum Pamir
Im Frühjahr soll die Fahrt über die Nordstrecke, vorbei am Nurek Staudamm (mit 300 Metern Höhe, die höchste Staumauer der Welt), die bessere Wahl sein. Wir beschließen also diese zu nehmen. Doch dann erfahren wir in Dushanbe, daß die Taliban eine Frühjahrsoffensive planen. Von einem ersten Anschlag in der Nähe von Masar-e Sharif hatten wir bereits in Usbekistan erfahren. Wird die Straße entlang des Panj Flußes, direkt an der afghanischen Grenze sicher sein? Das Touristenbüro sagt, ja, die Situation entlang des Wakhan Korridors sollen wir in Khorog erfragen.
Wir fahren also auf bester Straße bis Kulob und auf zweitbester Straße entlang des Panj. Eine erste Übernachtung, mit Blick auf Afghanistan, verläuft problemlos, Hirten kommen zu Besuch und wir versuchen unsere Gedanken zu sortieren. Afghanistan, begleitet uns seit den 80er Jahren, mit Kriegen und Unruhen. Ein Land das nicht zur Ruhe kommt. Nun schauen wir über den Fluß, sind ganz nah und können doch nicht hin. Ein Visum zu bekommen, nahezu unmöglich, und wollen wir überhaupt hin? Im Moment eher nicht. Aber gespannt fahren wir weiter und schauen auf die Dörfer, die Straßen und die Straßenbauarbeiten auf der anderen Seite. Neugierig sind wir, nehmen das Fernglas zu Hand um das Gegenüber zu beobachten.
Für die zweite Nacht haben wir uns einen Stellplatz in der Nähe eines Dorfes ausgesucht, nicht besonders schön, aber gut für eine Nacht. Wir haben uns gerade eingerichtet, das Risotto köchelt, da kommt die Polizei mit der Militärpolizei im Schlepptau vorbei. Die Aussage ist klar, wir können hier nicht stehen bleiben. Wir sind zu nah an der Grenze, die Gefahr durch die Taliban ist gegeben. Die Herren geleiten uns zu einem anderen Platz, viel schöner, auch am Fluß und es bleiben drei Soldaten zu unserer Bewachung da. Nur als es in der Dämmerung beginnt zu regnen, sind die drei recht schnell verschwunden. Vielleicht stimmt Norbert’s Vermutung, und es war ein Training für die jungen Soldaten.
Der legendäre Highway
Die M41, wie die Fernstraße offiziell heißt, ist in einem erbärmlichen Zustand. Es scheint auch niemand an einer Ausbesserung oder Erneuerung gelegen zu sein, dient die Straße in Tadschikistan hauptsächlich zur Versorgung der Gorno-Badakhshan Autonomous Region (GBAO), eine Region, die nicht im Mittelpunkt des Interesses steht. Wir wußten im Vorfeld, daß diese Straße in einem schlechten Zustand ist, aber wir da dachten wir, wir sind afrikanische Pisten gewohnt, viel schlimmer kann es nicht sein. Wir haben uns getäuscht, jede Piste in Afrika ist in einem wesentlich besseren Zustand und das Fahren auf halb vorhandenen Teerdecken mit tiefen Schlaglöchern macht nicht wirklich Freude. Also suchen wir immer wieder Nebenstrecken. Wir kommen dort nicht schneller voran, aber manchmal sind diese nicht so ausgefahren und manchmal fahren wir auch richtig offroad. Und das macht eindeutig mehr Spaß. Fotos und Videos können die tatsächlichen Gegebenheiten nicht wirklich wiedergeben.
Pamir – a Road Movie from stahlroth on Vimeo.
Im Pamir Gebirge
Abgesehen von den Straßen, genießen wir die Fahrt durch das Pamir Gebirge über alle Maßen. Wir könnten stundenlang schwärmen, das wäre aber langweilig. Ein paar Highlights unterwegs waren die Fahrt in das Bartang Tal, der Besuch der heißen Quelle “Bibi Fatima”, die Seen und die Aussichten im Wakhan auf den Hindukusch.
Begegnungen im Pamir
Der Pamir hat auf Reisende eine sehr große Anziehung. Hier treffen wir mehr gleichgesinnte als auf all unseren Strecken vorher. Zu Anfang mehrere Fahrradfahrer, einen Deutschen, eine Polin und drei Belgier. Später holt uns Abjith von Trailbug Adventures ein. Dann kommen uns zwei Franzosen mit einem Pickup entgegen und wenig später Catharina & Bert aus Schweden. Die beiden sind mit einem Saab mit gesattelter Wohnkabine unterwegs. Warum fahren wir eigentlich alle Allrad? Und am Abend treffen wir noch auf Josephine & David, die nach dem Ende des Studiums für 10 Monate die Welt bereisen. Mit Marie und Cyril sind wir schon seit Usbekistan immer wieder unterwegs.
Toll, euer Bericht und die beeindruckenden Bilder!
Vielen Dank für Mitreisen lassen und den vielen hilfreichen Informationen ! Wir sind ab nächster Woche in eurer Staubwolke unterwegs 🙂 und werde wohl Anfang August in Dushanbe sein.
lg Burkhard
Wunderbarer Bericht, vielen Dank für die tollen Bilder und die Inspiration! Macht immer Spass, aus der Ferne bei euch zu sein.
LG
Micha